Halbzeit im Kapitalanlagejahr 2018. Haben die Erwartungen zu Jahresbeginn der Realität standgehalten?
Die Zinsen steigen wieder – das war die Erkenntnis, mit der die Kapitalmarktteilnehmer ins laufende Jahr starteten. Zwar sah die Europäische Zentralbank die Konjunktur und die Preisentwicklung eher in blassem Licht, in den starken Wirtschaftsdaten erkannte sie jedoch die Fortsetzung des Aufschwungs und in den langsam steigenden Inflationsraten das Ende der Deflationsdebatte. Von daher waren die damaligen Erwartungen an steigende Zinsen nicht wirklich überschwänglich.
Die DekaBank erwartete einen Anstieg der Renditen bei 10-jährigen Bundesanleihen von 0,3 Prozent zu Jahresbeginn auf 0,6 Prozent zur Jahresmitte und auf knapp 1 Prozent zum Jahresende – und die Entwicklung zur Jahresmitte bestätigte diese Einschätzung. Wenn sich die politischen Einflüsse aus Italien auf die europäischen Renditen wieder etwas legen, ist für die zweite Jahreshälfte der Weg Richtung 1 Prozent frei.
Richtig lagen wir auch mit der Annahme, dass dieses steigende Zinsniveau nicht beim Sparzins ankommen würde. Und das erwarten wir auch nach wie vor erst in etwa zwei Jahren und selbst dann nur in Größenordnungen, die von der Inflationsrate weiterhin locker weggefressen werden dürften.
Und die Aktienmärkte?
Unsere Erwartung war, dass es „etwas holperiger“ werden würde. Denn der Ausblick auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik in Europa und auf fortgesetzte Zinssteigerungen in den USA musste von den Aktienmärkten erst einmal verarbeitet werden. Dieser Prozess dauert an. Mit rund 12.700 Punkten lag der Dax Anfang Juni in etwa dort, wo wir ihn zur Jahresmitte erwartet hatten (12.600) – einschließlich des Italieneffekts. Die Konjunktur hat gehalten, was wir uns von ihr versprochen haben: Deutschland und der Euroraum wachsen in diesem Jahr mit einer Rate von etwa 2 Prozent.
Es gibt aber auch neue Aspekte bei der Einschätzung der Kapitalmärkte:
Während wir nach den politischen Turbulenzen der beiden Vorjahre und außergewöhnlichen Wahlereignissen in Großbritannien, den USA und Frankreich mit einer Phase der Beruhigung gerechnet hatten, dauert das politische Trommelfeuer an. Die US-Regierung geht auf Konfrontationskurs mit den Handelspartnern, in Italien setzen sich die Verschiebungen innerhalb der europäischen Politiklandschaft fort. Hierin liegen denn auch die größten Risiken für unser ansonsten zuversichtliches Bild für die zweite Jahreshälfte. Einschränkungen des Außenhandels durch Zollrunden oder eine Lähmung der europäischen Kapitalmärkte durch die Angst vor unsoliden Staatsfinanzen können im Extremfall die Konjunktur negativ beeinflussen. Bislang sind dies aber Risiken in Gestalt einiger Wolken am Horizont. Ansonsten ist die Fahrt durch die erste Jahreshälfte gelungen.
Quelle: fondsmagazin.de